Diesel aus Frittieröl – eine umweltfreundliche Alternative

Kategorien: Diesel, Faktencheck

Diesel und Pommes

Hamburger Wissenschaftler haben ein Verfahren entwickelt, um Treibstoff für Autos aus altem Frittieröl zu gewinnen. Der Rohstoff kommt dabei aus der Mensa der Hamburger Hochschule, wo Studierende ermutigt werden, möglichst viel Pommes zu essen. Mittels Reaktor kann das Frittierfett dann anschließend tatsächlich zu Diesel umgewandelt werden.

Wie funktioniert die Umwandlung von Frittiertöl zu Diesel?

1. Reinigung und Erhitzung
Der erste Schritt im Umwandlungsprozess ist die Entfernung von groben Verunreinigungen. Danach wird das Öl in einen etwa fußballgroßen Reaktor gepumpt, eine Stahlkugel im Labor der Versuchsanlage. Damit sich die Moleküle des Öls zersetzen, muss es auf ca 400 Grad erhitzt werden. Durch die Hitze entstehen aus großen Molekülen kleinere Moleküle – ein Prinzip, das auch Cracken genannt wird.

2. Sauerstoffentfernung
Ein weiterer Schritt ist die Entfernung von Sauerstoff, denn sowohl Benzin als auch Diesel sind sauerstofffreie Verbindungen. Der Grund dafür ist, dass Sauerstoff den Energiegehalt verringert.
Für die Entfernung wird dem Destillat des erhitzten Frittieröls Wasserstoff hinzugegeben (Hydratisierung). Durch spezielle Katalysatoren kann der Wasserstoffbedarf auf ein Minimum reduziert werden, was die Prozesskosten deutlich senkt. Denn Wasserstoff ist ein sehr teurer Rohstoff.

Das Endprodukt – umweltfreundlicher Diesel Kraftstoff mit großen CO2-Einsparungen

Der aus Frittierfett im Labor entstandene Diesel ist am Ende tatsächlich nicht mehr von dem an der Tankstelle zu unterscheiden. Mit demselben Verfahren können übrigens auch Benzin oder Kerosin hergestellt werden. Und statt Frittieröl eignet sich auch Plastikmüll. Dieses Recycling ist äußerst umweltfreundlich und kann gegenüber herkömmlichem Kraftstoff bis zu 95% an CO2 einsparen.

Der Biodiesel aus Hamburg eignet sich ebenso für die Beigabe von Diesel Additiven, um die Eigenschaften des Kraftstoffs noch weiter zu verbessern. Durch die Kombination mit Additiven hätte man den perfekten, umweltfreundlichen Diesel, sowohl was die Herstellung als auch die Verbrennung anbelangt.

Nur als Beimischung erlaubt

Synthetischer Kraftstoff ist jedoch keine Erfindung der Hamburger Hochschule. In Finnland wird schon seit Jahren Biodiesel aus Altfetten hergestellt. Doch in Deutschland ist die rechtliche Lage leider frustrierend – der Bundesrat lehnt die Verwendung von synthetischen Kraftstoffen ab. Sie dürfen maximal als Beimischung eingesetzt werden. Stattdessen setzt man voll auf Elektromobilität und übersieht die vielen Vorteile der erneuerbaren Kraftstoffe.

In Österreich, den Niederlanden und in Italien ist die Situation anders. Hier dürfen Biokraftstoffe auch in Reinform getankt werden. So hoffen die Hamburger Verfahrenstechniker, dass ihr Diesel aus Frittierfett irgendwann doch noch vollständig zugelassen wird in Deutschland.