Kleinwagen mit Brennstoffzellen – das Auto der Zukunft?

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Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) präsentierte am 1. Oktober 2020 seinen ersten Prototypen eines Brennstoffzellen-Autos, das Safe Light Regional Vehicle (SLRV). Die Technologie ist für Kleinwagen sehr ungewöhnlich, da sie normalerweise ein hohes Gewicht hat und auch sperrig ist. Aus diesem Grund wurde die Brennstoffzellen-Technik bisher vorwiegend bei Bussen und LKWs eingesetzt. Kann das Konzept also auch für kleinere PKWs funktionieren?

Leichte Sandwichbauweise des SLRV

Das Gewichtsproblem konnten die Hersteller des SLRV durch eine besondere Bauweise lösen. Hinter der futuristischen Verkleidung befindet sich nämlich eine Schicht aus Kunststoffschaumplatten, die von Metall bedeckt wird, was optisch ein bisschen an ein Sandwich erinnert. Diese Platten sind hervorragende Crashzonen und machen das Auto leicht, gleichzeitig aber auch sicher. Der 3,8 Meter lange Zweisitzer kommt damit auf nur 450 Kilogramm Gesamtgewicht.

Leistung der Brennstoffzelle

Der Antrieb besteht aus einer Brennstoffzelle mit einer Dauerleistung von 8,5 Kilowatt. Durch die Verbrennung des Wasserstoffs wird die Energie für den Elektromotor erzeugt. Eine Batterie speichert den Strom und kann bis zu 25 Kilowatt zusätzliche Leistung abgeben. Das Safe Light Regional Vehicle kommt damit auf eine Maximalgeschwindigkeit von 120 km/h.  Der 39 Liter Drucktank (1,6 Kilo Wasserstoff bei 700 Bar) ermöglicht eine Reichweite von etwa 400 Kilometer. Was richtig praktisch ist: die erzeugte Wärme der Brennstoffzelle kann im Winter zum Heizen des Fahrzeugs verwendet werden und somit den Energieverbrauch reduzieren.

Nutzung und Preis

Der SLRV eignet sich beispielsweise perfekt als Car-Sharing-Auto, als Pendlerfahrzeug oder für den Nahverkehr in Vorstadtgebieten. Der Preis des Wasserstoffautos liegt bei ca. 15.000 Euro.

SLRV Brennstoffzellen Fahrzeug

Bildquelle: DLR, CC-BY 3.0

Sind Brennstoffzellen wirklich umweltfreundlich?

Die Frage, die sich nun stellt, lautet: können Antriebe mit Brennstoffzellen wirklich die Zukunft bedeuten? Wie sieht es in puncto Effizienz und Umweltfreundlichkeit aus?  Wasserstoff ist gar nicht so ökologisch, wie viele Menschen glauben. Ein Brennstoffzellenauto hat zwar keine direkten Abgase, doch der Wasserstoff für den Antrieb muss ja erst mal hergestellt werden. Und da sieht es nicht so gut aus. Würde man einfach per Stromnetz mittels Elektrolyse Wasserstoff erzeugen, wäre der CO2-Ausstoß viel zu hoch.

Doch auch der aus Erdgas gewonnene Wasserstoff hat kaum ökologischen Vorteile, da einfach viel Energie benötigt wird, um ihn in Reinform zu gewinnen. Um die Energie von einem Liter Treibstoff zu bekommen, müssen fast drei Liter verbrannt werden.  Ein Wasserstoffantrieb würde ökologisch nur dann Sinn machen, wenn man für die Erzeugung erneuerbare Energiequellen wie Sonne, Wind und Wasser verwenden würde.

Weitere Gründe, warum sich Brennstoffzellenautos noch nicht durchgesetzt haben, sind die hohen Kosten und die schlechte Infrastruktur. In ganz Deutschland gibt es derzeit nur etwa 85 Wasserstofftankstellen.

Was Preis und Effizienz betrifft, haben Verbrennungsmotoren bisher also immer noch die Nase vorn. Auch die Ökobilanz kann sich sehen lassen. Die umweltfreundlichsten Motoren bei Autos, LKWs und Traktoren sind Dieselmotoren mit optimalen Abgasfiltern.

Die Alternative zu Brennstoffzellen können E-Kraftstoffe sein. Lesen Sie hier:  Powerfuels – mit E-Kraftstoffen aus Ökostrom gegen den Klimawandel