Aufgrund Coronakrise - Autohersteller sprechen sich für Streichung der CO2-Grenzen aus
Auch für 2020 gelten für Autos wieder strenge Kohlendioxid-Grenzen. Das von der EU vorgegebene Ziel liegt heuer bei 95 Gramm pro Kilometer. Zum Vergleich – letztes Jahr lag der durchschnittliche CO2-Ausstoß von in Europa verkauften Neuwagen bei 121,8 Gramm. Um die 95 Gramm zu erreichen, braucht es Hybridfahrzeuge und rein batteriebetriebene Autos im Programm der Hersteller. Doch die unerwartete Coronakrise erschwert die Einhaltung der strikten Vorgaben und viele Autoproduzenten plädieren für eine Aussetzung der CO2-Ziele.
Diskussion über Sinnhaftigkeit der Kohlendioxid-Grenzen
Martin Hennig, Betriebsratchef der Kölner Ford-Werke, macht auf die derzeit schwierige Situation aufmerksam und fordert eine Verschiebung der CO2-Ziele. Die Produktion sei am Tiefpunkt und niemand könne vorhersagen, wie sich der Markt weiter entwickeln wird. Auch Michele Crisci, Präsident des Importeurverbands UNRAE, in dem auch BMW, Volkswagen und Daimler vertreten sind, spricht sich für eine Streichung der Vorgaben aus. Durch die aus den Fugen geratene Zulieferkette sei es aktuell zum Beispiel fraglich, ob Bauteile aus China rechtzeitig ankommen würden.
Hohe Geldstrafen bei Überschreitung
Aktuell gelten in der EU nach wie vor hohe Geldstrafen, wenn der CO2-Ausstoß die vorgegebenen Grenzen überschreitet. Schon um wenige Gramm erhöhte Werte kann ein Unternehmen Milliarden von Euros kosten. Insgesamt droht der Autobranche eine Gesamtbelastung von ca. 14,5 Milliarden Euro.
Sollte es dieses Jahr der Fall sein, dass durch das Coronavirus eine große Wirtschaftskrise mit starkem Einbruch der Verkaufszahlen bei Autoherstellern entsteht, könnten die CO2-Ziele jedoch ausgesetzt werden. Denn dass die finanzielle Unterstützung vom Staat dazu verwendet werden soll, um CO2-Strafen zu bezahlen, wird wohl kaum jemand einsehen.
Der Verband der Automobilindustrie hält auch in Zeiten der Coronakrise offiziell an den Kohlendioxid-Vorgaben fest und möchte von den Zielen nicht abweichen. Hildegard Müller, Präsidentin des mächtigsten Industrieverband Deutschlands, betont jedoch, dass es auf die Nachfrage nach E-Autos ankomme.
Fakt ist, eine derartige Krise hat es bisher noch nie gegeben. Die Hersteller stecken in einer schwierigen Situation, und niemand weiß so recht, wie jetzt damit umgegangen werden soll. Zusätzliche Geldstrafen würde die Sache noch erheblich verschlimmern. Viele halten es daher für wahrscheinlich, dass die CO2-Vorgaben bei länger andauernder Krise und wirtschaftlichem Zusammenbruch heuer doch noch aufgeweicht werden könnten.