Hohe Stickoxid-Werte trotz geringen Verkehrs – Sind Dieselfahrverbote sinnlos?
Seit Beginn der Coronakrise ist das Verkehrsaufkommen stark zurückgegangen. Die Luftqualität konnte sich dadurch zwar an vielen Orten verbessern, in Ballungsräumen haben sich die Stickoxid-Werte jedoch nicht wesentlich verändert. Stickoxide bzw. NOx sind Schadstoffe, die bei Verbrennungsvorgängen entstehen. Da sie hauptsächlich von Dieselfahrzeugen ausgestoßen werden, stellt sich nun die Frage der Sinnhaftigkeit von Diesel Fahrverboten. Eines ist klar: Der Feinstaub in der Luft ist gestiegen.
Beispiel Stuttgart und München
Der NO2-Grenzwert der EU beträgt im Jahresmittel 40 Mikrogramm pro Kubikmeter, und der für das Ein-Stunden-Mittel festgelegte Grenzwert von 200 µg/m³ darf nicht mehr als 18 Mal im Jahr überschritten werden. Am Neckartor in Stuttgart lagen die Stickstoffdioxid-Werte (NO2) zwischen 14. und 18. April jedoch im Bereich von 60 bis 80 µg/m³. In der Landshuter Allee in München erreichten die Messwerte im selben Zeitraum teilweise über 100 µg/m³, der Spitzenwert betrug sogar 170 µg/m³. Die Tatsache, dass die Werte nicht wesentlich sinken, wirft für viele Politiker Fragen auf. Beispielsweise sieht Steffen Bilger von der CDU die Fahrverbote damit vom Tisch.
Was sagt das Umweltbundesamt?
Das Umweltbundesamt (UBA) erklärt die erhöhten Stickoxid-Werte mit meteorologischen Phänomenen. Windarme Wetterlagen würden dazu beitragen, dass sich die Schadstoffkonzentrationen erhöhen, weil kaum Verteilung stattfinden kann. Starker Wind hingegen würde wieder zu einer Senkung der Werte führen. Außerdem argumentiert das UBA, dass es regional sehr unterschiedlich sein kann. In Hessen reduzierten sich NO2-Werte beispielsweise um 40 Prozent. NOx-Verursacher gäbe es weiterhin genügend, der Lieferverkehr verzeichnet derzeit sogar einen Anstieg. Für das Umweltbundesamt gibt es also keinen Anlass, die Diesel Fahrverbote aufzuheben, zumal der Straßenverkehr in einigen Wochen ohnehin wieder auf das normale Maß ansteigen wird.
Ob Dieselfahrverbote wirklich unnötig sind, ist derzeit also nicht wirklich geklärt. Es gibt Argumente auf beiden Seiten und man sollte keine voreiligen Schlüsse ziehen. Um ein klareres Gesamtbild zu bekommen, heißt es erst mal abzuwarten. Vielleicht kann die Frage zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal diskutiert werden. Hier dürfte ein längerer Zeitraum und veränderte Wetterverhältnisse eine wichtige Rolle spielen.
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Noch eine Frage zum Schluss: Wird die „Deutsche Umwelthilfe“ (DUH), unter Leitung von Jürgen Resch, das wohl als fragwürdig geltende Geschäftskonzept als „Abmahnverein“ überdenken müssen?